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Der Teufelstein, ein steinzeitlicher Kalenderstein

Der legendenumwobene Teufelstein bildet als markanter Felsstein die Spitze einer Bergkuppe in den Fischbacher Alpen nordöstlich der Schanz in einer Seehöhe von 1498m.
Seine Koordinaten : 
y -53.715.0 / x + 5.258.755.0 oder  47°27'Nord/15°37,5'Ost

Erreichbarkeit:
Vom Mürztal aus über S6, Abfahrt Kindberg - Stanz - Schanzsattel ist der Teufelstein am leichtesten vom Zellerkreuz, kurz bevor vom Schanzsattel die Straße steil nach Fischbach abfällt, zu erreichen. Vom Zellerkreuz zu Fuß in ca. 45 min, vom Schanzwirt in ca. 1 Stunde. 

Der Teufelstein lag genau auf der Zentrallinie der totalen Sonnenfinsternis vom 11. August 1999.
Er ist in letzter Zeit Anlass für Spekulationen, Hypothesen und ernsthafte wissenschaftliche Arbeiten. Auslöser waren die Entdeckungen des Kindberger Rechtsanwaltes und Heimatforschers Dr. Hubert Stolla.

Im Rahmen der Sonnenfinsternis im August 1999 fand in St. Jakob ein internationales wissenschaftliches Symposion über steinzeitliche Sternkunde und Landvermessung statt.
Dort wurden die Phänomene rund um den Stein behandelt und in einem wissenschaftlichen Report veröffentlicht.

Einige Fakten um den Teufelstein sind es, die zu Fragen oder Folgerungen Anlass geben:

1.
Sind die planen Wände des Teufelsteins behauen oder natürlich entstanden?

A. Zwei Wände des Teufelsteins sind sollbruchwidrig gebrochen (Gutachten von Univ. Prof. Haditsch - Leoben).
Es besteht die Vermutung, dass die Wände einst künstlich behauen wurden, sodass sie eine plane Fläche bilden.
B. Eine neue Untersuchung durch Dr. Univ. Ass. Dr. Siegfried Hermann ergibt, dass die Wände auf Grund natürlicher Einflüsse so entstanden.

2. 
Die größere der beiden planen Wände ist so zu Horizont ausgerichtet, dass ihre Fluchtlinie zum Wintersolstitium zum Aufgangspunkt der Morgensonne bzw. noch genauer, alle ca. 18 Jahre zum abendlichen Aufgangspunkt des Vollmondes zur Sommersonnwende weist. 

Ausrichtung der Wände des Teufelsteins

3. Der Teufelstein bildet mit dem ebenfalls sagenbehafteten Königskogel und vier Kirchen ein geometrisches Muster von pythagoreischen Dreiecken, das nicht zufällig so entstanden sein kann. Das symmetrische Muster, ein Drachen oder Deltoid, weist mit seiner Achse genau nach 23.5° NO, entspricht also der Neigung der Erdachse.
Mehrere statistische mathematische Gutachten kommen zu dem Schluss, dass nach menschlichem Ermessen eine zufällige Anordnung ausgeschlossen werden kann, also ein geplante Konstruktion zu Grunde liegt.
(Statistich-mathematische Untersuchungen von Günter Bischoff (63K), Univ. Prof. Josef Gölles und Univ. Prof. K.-D-Wernecke). (Siehe folgende Graphik: Der Drachen um den Teufelstein)

Die Anordnung der Kirchen rund um den Teufelstein

4. Mit zwei weiteren prähistorischen Steinmalen  bildet der Teufelstein ein rechtwinkeliges Dreieck im "Goldenen Schnitt". ( Bedeutung des Goldener Schnitts in der Antike)

Es sind dies der Vierhammerstein Langenwang und das megalithisches Steinmal Alt- Hadersdorf.

5. Der Teufelstein liegt am 47. nördlichen Breitegrad, einem geodätisch und astronomisch signifikanten Ort der Erde.

Geodätisch und astronomisch markante Orte der Erde:
Der 47° Breitegrad (Teufelstein/Österreich, die Menhir- Reihen von Carnac/Frankreich) ist der südlichste Ort der Erde, von dem aus man immer alle Polarsterne des nördlichen Präzessionskreises sehen kann.


Graphik über die geodätische Lage des Teufelsteins:

6. In der Fluchtline der beiden planen Wände des Teufelsteines stehen je zwei sogenannte "Rote Kreuze", die vermutlich für steinzeitliche Ortungen gedient haben.

 

Der Teufelstein als Kalender und Peilinstrument

Es wird vermutet, dass seit grauer Vorzeit der Teufelstein mit seinen planen Wänden zur Peilung der Sonnenwenden bzw. noch genauer der Mondwenden diente. Diese Ausrichtung wurde von den beiden Astronomen Univ. Prof. Wolfhard Schlosser, Uni Bochum, und Univ. Prof. Hans Maitzen, Uni Wien, eindeutig bestätigt.
Alle 18,6 Jahre erreicht der Vollmond nämlich einen nördlichsten  bzw. südlichsten Punkt, wo er am Horizont auf oder untergeht. Dieser Zyklus führt bei konsequenter Beobachtung zum Zyklus der Finsternisse, dem sogenannten Saroszyklus von 18 Jahren und 10 Tagen (6585 Tage). Mit Hilfe des Teufelsteins war es vermutlich vorzeitlichen Himmelskundigen möglich, Finsternisse vorherzusagen und damit magisch kultisches  Ansehen bei den Mitglieder ihrer Sippe zu erringen. Die Orte, die zu Peilungen benutzt wurden, dürften wohl in späterer Zeit auch für kultische Handlungen benutzt worden sein.

Hilfreich mag ein Ausflug in die Kirchengeschichte sein. Um das Jahr 600 n. Chr. gab Papst Gregor I. nach "langen gründlichen Überlegungen" folgende Anweisungen an den Abt Mellitus für die Missionierung der Bretonen:

"Die Kultstätten dieses Volkes sollen nicht zerstört werden, sondern nur die Götzenbilder darin. Man solle die Stätten mit Weihwasser besprengen und sie dem wahren Gott weihen denn wenn die Stätten nicht zerstört sind, wird das Volk in den gewohnten Stätten den wahren Gott erkennen und nicht mehr den Teufeln opfern". (Beda vererabilis 673 - 735)

Die Missionierung in Noricum erfolgte in derselben Art wie bei den Bretonen. Durch die christlichen, meist irischen Missionare wurden die alten Kultstätten der Kirche einverleibt, wodurch ihre Standorte erhalten blieben. Ja die Standorte wurden sogar überliefert, gerade weil die Stätten mit Bann belegt wurden. Da die Heiden von ihren alten Riten nicht abließen und teilweise ein Kirchenbau wegen der Abgeschiedenheit unmöglich war, wurden einige der heidnischen Stätten gebannt d. h. verteufelt. So ist der Standort selbst, und im Fall des Teufelsteins sogar der Name bzw. die Funktion erhalten geblieben.
„Nach den Sündenfall, in der heiligen Christnacht wollte Luzifer einen Turm bauen, der bis zum Himmel reicht..." lautet die bekannteste Sage über den Teufelstein bei Fischbach. Von dieser Himmelsleiter- Funktion wusste auch der steirische Poet Peter Rosegger zu erzählen, denn er nennt den Teufelstein einen unvollendeten Turm Babels, von dem er gern eine Urlaubspredigt halten möchte.
Die große plane Wand des Teufelssteins wurde entweder einst von vorchristlichen Himmelsmechanikern so behauen oder es war ihnen aufgefallen, dass die Verlängerung der Wand auf jenen Punkt am Horizont weist, wo zur Wintersonnenwende, der späteren Christnacht eben, die Sonne aufgeht. Vor Sonnenaufgang steht dort der Morgenstern, der mit seinem lateinischen Namen Luzifer, also Lichtbringer heißt, und kein Geringerer als der Planet Venus ist. Luzifer und Christnacht bedeuten also Morgenstern zur Wintersonnwende; - die Sage überliefert so bis heute die Funktion des Steins.
Ist zur Wintersonnwende zufällig auch Vollmond, so geht dieser genau gegenüber in der anderen Fluchtlinie der Wand am Morgen unter, erreicht aber nur alle 18,6 Jahre das nördliche Extrem.
Am Morgen der Wintersonnwende, am 22. Dez. 1999 war  zufällig auch gerade Vollmond und auch Venus als Morgenstern sichtbar! Ein idealer Zeitpunkt, um die Funktion des Teufelstein in seiner ursprünglichen Bedeutung zu beobachten!

Durch wen, warum und wie wurden aber die vormals "heidnischen" Stätten um den Teufelstein so angelegt, ja regelrecht
konstruiert?

Stellen wir die Frage, wer es getan haben könnte, sind wir wirklich vorerst nur auf Spekulationen angewiesen, da es darüber in Steiermark noch keine anerkannten archäologischen Funde gibt. Es gibt Ähnlichkeiten mit Megalithkulturen in England  und Ägyptern, Azteken und Inkas. Die Ähnlichkeit des Teufelsteins mit Kalenderbauten dieser Kulturen ist frappant. In der Schweiz (Falezzas und Falera) gibt es ähnliche Menhir-Reihen, wo ebenfalls Kirchen innerhalb der Reihen liegen und bei Ausgrabungen meist auch gebrannter Ocker gefunden wurde, der vermutlich zur Markierung oder für kultische Zwecke gedient hat. Vielleicht ein Fingerzeig auf die seltsame Namensgebung der "Roten Kreuze" in der Umgebung des Teufelsteins?

Hier gibt es Ansatzpunkte zur Frage Warum:

Sehr häufig findet man bei steinzeitlichen Kulturresten Steinmale, die nach den Punkten am Horizont ausgerichtet sind, wo zur Sonnenwende die Sonne  auf oder untergeht. 
 Das heißt, durch die Steinmale wurde eine Peilung zu einem bestimmten Punkt am Horizont möglich, den die Sonne
an "Sonnenwendtagen" erreicht. So liegt auch der bekannte Sonnwendstein am Semmering in nicht zu weiter Ferne.
Durch die Beobachtung des Sonnenlaufs über lange Zeiträume und Zählung der Tage kann die Anzahl der Tage des Jahres ermittelt werden. Durch die gleichzeitige Beobachtung und Peilung des Mondes ist es möglich, auf den Saroszyklus zu stoßen und damit Sonnen- und Mondfinsternisse vorherzusagen. Welche religiöse und politische Macht sich für die darin Kundigen ergab, lässt sich unschwer erahnen. Wer eine Sonnen- oder Mondfinsternis vorhersagen konnte, musste mit diesen Himmelsmächten im Bunde sein, und genoss demnach auch entsprechendes Ansehen. Die Kunde darin konnte aber durchaus kultischer, religiöser Art sein und war sicherlich geheim und einer bestimmten Schicht vorbehalten.

Dies schließt den gedanklichen Bogen zu den "Konstruktionen" der pythagoreischen Dreiecke und des "Goldenen Schnitts" um den Teufelstein.

Der Satz des Pythagoras mit seinem einfachsten Dreieck (3,4,5) war immer schon ein Symbol für menschliches Abstraktionsvermögen. Dazu zwei Beispiele aus neuerer Zeit:

Es gab gegen Ende des 19. Jh. nach der Entdeckung der Marskanäle eine derartige Euphorie, dass man ernstlich überlegte, den vermeintlichen "Marsmenschen" von der Erde aus Lebenszeichen zu senden. Dies sollte durch den Bau eines riesigen pythagoreischen Dreieckes in der Wüste Sahara erfolgen. Die Raumsonde, die vor einigen Jahren unser Sonnensystem verließ, enthielt für eventuelle außerirdische Intelligenzen eine ähnliche Botschaft. 
Dies gibt zu folgender Vermutung Anlass:
Wollte das Kulturvolk um den Teufelstein sich ihren Göttern oder den Himmelsgestirnen auf diese Art mit pythagoreischen Dreiecken mitteilen, oder war es vielleicht eine Art von ritueller Landnahme? Vielleicht kann dies in Zukunft die Wissenschaft ergründen.

Wie konnten nun aber Positionen über so große Entfernungen (bis 20 km) um den Teufelstein so genau und sogar über Berge hinweg vermessen werden?

Eine mögliche Art ist die Vermessung mit Peilstangen und Längenmaßen in Form von Seilen, oder, wie auch überliefert wurde, sogenannte "Radkreuze", die bei rituellen Prozessionen auf Stangen vorangetragen wurden und die für Winkelbestimmungen geeignet gewesen wären. Geht das Wort "Rädelsführer" vielleicht auf diese Tätigkeit zurück?

Für eine genaue Positionsbestimmung braucht man aber, wie noch heute auf hoher See, drei Dinge: einen Kompass, ein Winkelmaß (Sextant) und eine genaue Zeit (Gleichzeitigkeit). Diese Hilfsmittel standen den vorzeitlichen "Landvermessern" bereits zur Verfügung. Einen genauen Kompass hatten sie mit dem sogenannten indischen Kreis (ein Schattenstab in Verbindung mit einem Kreis). Eine genaue Uhr (Gleichzeitigkeit) mit der größten Himmelsuhr, die es für uns gibt, einer Mondfinsternis. (Eine ähnliche Himmelsuhr benutzten auch die barockzeitlichen Seefahrer mit den Jupitermonden).

Ein Winkelmaß könnten Radkreuze gewesen sein, oder ein erstmals 1325 durch den jüdischen Theologen (!) Rabbi Levi ben Gerson preisgegebenes Winkelmaßinstrument, nämlich der Jakobstab. Dieser hat genau die Form eines Kreuzes und es könnten die drei-balkigen Wetterkreuze oder Runenkreuze symbolhaft seine Funktion darstellen. War der Jakobstab ein geheimes Vermessungsinstrument, das schon im Altertum bekannt war?

Mit Hilfe dieser drei einfachen Werkzeuge ist es bei genügend Zeit unschwer möglich, Konstruktionen wie den Drachen um den Teufelstein anzulegen, und man darf sich fragen, warum die "Drachenkonstrukteure" nicht darauf gekommen sein sollten. Dass durch die geheime und mündliche Weitergabe des Wissens einiges davon verloren gegangen ist oder sich in der Tradition verändert hat, ist verständlich.

Die ansässige Bevölkerung wird sich der wahren alten Tradition aber langsam bewusst, und örtlicher Tourismus möchte das alte Kulturgut wiederbeleben. Die Wissenschaft ist aufgerufen, sich verdrängter Kenntnisse zu erinnern und nachprüfbare Erklärungen zu finden, die Licht in die Geheimnisse des Teufelsteins bringen.

Der Verfasser dieser Zeilen freut sich mitgewirkt zuhaben, dass durch das interdisziplinäre wissenschaftliche  Symposion über das Phänomen Teufelstein mit Experten aus Geodäsie, Astronomie, Archäoastronomie, Statistik, Geologie, Archäologie, Religions- und Geschichtswissenschaften, Mythologie, Ethnologie, Orts- und Heimatkunde Standpunkte geklärt, das Phänomen diskutiert und Erklärungen gefunden wurden. Das Symposion fand am Wochenende vor der Sonnenfinsternis am 6. - 7. Aug. 1999 in St. Jakob im Walde statt.
Ein Tagungsband des Symposions ist in einer wissenschaftlichen Schriftenreihe erscheinen.

 

erstellt von Sepp Rothwangl

alias "Bio-Graf vom Teufelstein",

bzw. "Conte Monte Antichristo"

CEP -242.275